Mercedes 350 SL (W107) Teil I

Ich will Euch hier die Arbeitsfortschritte zeigen, deshalb sollte Ihr beim ersten mal ganz nach unten scrollen um den Anfang zu sehen. Aktuelle Fotos und Texte werde ich dann hier oben einfügen.

 

 

Klickt hier um zu erfahren, wie die Rettung des SL weitergeht.

 

Die Wasserpumpe liegt über der Kurbelwelle zwischen Lichtmaschine und Verteiler. Um an alle Schrauben ranzukommen, müssen beide Aggregate raus.
Unabhängig vom Nebenluftschieber scheint die Wasserpumpe undicht, immer wenn der Motor auf Betriebstemperatur kommt, verteilt das Lüfterrad einen feinen Wassernebel im Motorraum.
Zwischenzeitlich ist klar, die Reparatur war nicht erfolgreich, es gelangte Wasser vom Thermostatelement in den Luftkanal! Also ein "neues" altes Ersatzteil besorgen.

Noch ist unklar ob die anschließende Reinigung und das vorsichtige Einschleifen des Schiebers erfolgreich war. Zum einen könnte auch das Thermostat beschädigt sein und zusätzlich brauche ich noch einen Winkelschlauch neu, den ich nicht aus meinem Fundus ersetzen konnte.

Zum Zerlegen, wird das Flanschgehäuse mit dem Heißluftfön erwärmt (ausgedehnt) um das Thermostat und den Winkelschlauchstutzen herauszutreiben.
Nach dem abheben ist der Wasserkanal erkennbar, in dem der Kupferdorn des Luftschiebertermostat eintaucht, um den Schieber entsprechend der Wärmeausdehnung zu bewegen.
Hier ist bereits die Schlauchverbindung zu dem Verteilerrohr vom Luftfilterflansch entfernt und der Zusatzluftschieber ist gelöst.
Der Zusatzluftschieber steht im Verdacht, den "sägenden" Leerlauf meines 350'ers zu verursachen. Er steht aufrecht zwischen Verteilerkappe und Luftfilter. Den ersten Schlauch habe ich schon abgenommen und wie mal an dem Aluoxid erkennen kann, braucht er e
Die ersten Sonnenstrahlen 2024, da muss der Wagen an die "frische Luft".
Eingepasst, noch nicht 100%-ig ausgerichtet, aber schön glatt und beulenfrei.
Nach dem Flachschleifen der Naht, wird Grundierung aufgetragen, die Falz der Außenhaut angelegt und nochmal Grundierung auftragen.
Punkt für Punkt werden die Schweißpunkte aneinandergereiht, bis die Naht lückenlos geschlossen ist.
Alles einmal blank schleifen, damit das Schweißen problemlos klappt.
Ein Flüllstück aus einem Stück Blech anfertigen und den Ebenenversatz einprägen.
Zurückschneiden, bis nur noch stabiles Blech übrig bleibt.
Nur diese Ecke ist nach innen durchgerostet, die Außenhaut ist nahezu rostfrei.
Die Beifahrertür meines SL ist im Blech naherzu rostfrei aber leider beulig und schlecht gespachtelt. Deshalb habe ich mir diesen Ersatz besorgt, beulenfrei aber mit einem Rostloch.
Mit ein wenig guten Willen sieht der Wagen schon jetzt recht gut aus, aber die Entscheidung für eine Komplettlackierung ist gefallen. Somit ist der erste Saisonstart erst in 2024.

Aus so einem Prospekt, hat sich der Erstbesitzer Herr Dr. Dr. Harro R. im Jahre 1971 seinen 350 SL konfiguriert und wahrscheinlich aufgeregt in seinem Heimatort Winsen/Luhe darauf gewartet, dass der Wagen dann endlich im August 1972 an ihn ausgeliefert wurde.

Im Juni 1995 hat er den Wagen dann final abgemeldet und seit dem nie wieder für den Straßenverkehr zugelassen.
Heute, etwa 28 Jahre später im April 2023, bin ich ganz nah dran, ihn wieder auf die Straße zu bekommen.
Ich wünschte, ich könnte ihm seinen Wagen noch einmal zeigen.
Auf diesem Bild sind sind gleich mehrer Mercedes-Generation mit etwa 20 bis 30 Jahren Altersunterschied zu sehen. Vorn der 72'er SL (R107), mittig ein 95'er E200 Cabrio (R124) und im Hintergrund unser 2003'er Vaneo (W414).
Nachdem die Betriebstemperatur erreicht war, habe ich einen Ölzusatz zur Beseitung von Ölverkrustungen im Motor hinzugegeben und weitere 15 Minuten durchlaufen lassen. Beim darauffolgendem Ölwechsel kam eine geradezu unglaublich schwarzer "Brühe" aus dem
Auch die Gummilager für den Stabi wurden gewechselt.
Manchmal hilft nur austauschen.
Vorerst muss ein Überzug aus Grundierung reichen, die finale Lackierung kommt später.
Punkt für Punkt schweißen, bis die Naht geschlossen ist.
Unten mit den Schrauben fixiert und oben die Löcher für die Zierleiste übereinander gelegt, dann kann der finale Schnitt angezeichnet werden.
Einen passenden Ersatz aus einem anderen Kotflügel habe ich mir schon besorgt.
Zuerst wir der Kotflügel grob weggeflext, der Bereich dahinter sieht noch sehr gut aus.
Sowohl der untere Anschraubflansch als auch die Löcher für die Zierleiste sind durchgerostet.
Unter der blauen Haube schlummert meine 83'er Celica Supra mit dem 2,8l Reihensechszylinder, darunter mit geöffneter Haube steht unser 82'er Tercel mit 1,3l Reihenvierzylinder und auf der Bühne das aktuelle Projekt, der 72'er SL seinem 3,5l V8.
Nachdem am Heck alles wieder montiert worden ist, kann nun auch die Chromestoßstange wieder an ihren Platz. Irgendwann muss das Schürzenblech getauscht werden, hier ist noch der Ausschnitt für die Anhängerkupplung zu sehen.
Unter der Haube sieht es jetz auf schon fast wieder aus wie vor 50 Jahren, leider waren die Kühlwasserschläuche auch noch aus dieser Zeit und wurden nun gewechselt.
An der grau grundierten Fläche war mal der hintere Abschleppöse, die wurde vom Vorbesitzer zugunsten der Anhängerkupplung relativ grob abgeflext. Der Auspuff ist wieder montiert und ausgerichtet und der Spritzschutz (aus Blech) um das Benzinpumpenpaket au
Für den Stabi gab es neue Drehlager aus Gummi und neue Koppelstangen.
Stabi und Abgasanlage sind wieder an Board, so langsam wird es.
Nach dem Trockeneisstrahlen ist der originale Unterbodenschutz überall freigelegt und soll zukünftig auch nur mit Wachs konserviert werden. Nur die Radhäuser, Außenholme und der Kofferraumboden neben der Reserveradwanne werden dünn mit schwarzem Steinschl
Blech einschweißen und versiegeln. Das verputzen der Schweißnaht ist an dieser Stelle sehr schwierig aber aufgrund der Position auch nicht wichtig.
Mit Geduld und Ruhe wird ein passendes Bleckstück passgenau zugeschnitten und positioniert.
Nahe der Befestigung für den Endschalldämpfer hat sich ein Korrosionsnest zwischen Anhängerkupplung und Rahmen gebildet. Der Bereich wird mit Flex und Dremel herausgetrennt.
04.02.2023: So langsam wird es, Kühlwasserausgleichsbehälter und Luftfilter sind frisch lackiert, aber das wichtigste ist, DER MOTOR LÄUFT !!!! Ruhig und gleichmäßig, nimmt gut Gas an und das nach mehr als 20 Jahren Stillstand.
Der Batteriehalter war restlos von Rost und Batteriesäure zerfressen. An der Spritzwand zum Fußraum gab es auch ein kleines, 5 Mark-Stück großes Loch, dass geschweißt werden musste.
Salz und Winter wird dieser Wagen ohnehin nie mehr sehen, da reicht auch ein seidenmatter Überzug aus schwarzem Lack.
Nach dem Trockeneisstraheln sieht der Unterboden fast wieder aus wie vor 50 Jahren, da dürfen die Achsen auch etwas Glanz vertragen.
Nun fehlt auch hier noch etwas Farbe auf dem Gehäuse.
Das (Sperr-) Differential hilt nach dem Trockeneisstrahlen nicht mehr dicht. Also Deckel ab, Dichtfläche säubern und den gereigten Aludeckel mit neuem Gummilager wieder aufsetzen.
Aber auf die inneren Werte kommt es an, dieser Tank ist im vergleich zu meinem nahezu neuwertig.
Der "neue" Tank ist angekommen, der ist fast wie neu, ist ja auch nur 40 Jahre alt.
Parallel dazu habe ich endlich die Hydraulikanlage fertiggestellt und entlüftet. Neben überholten Bremssätteln und Leitungen, Hauptbremszylinder mit Ausgleichsbehälter, Geber- und Nehmerkupplungszylinder inkl. Schläuchen ist alles neu. 08.01.2023
Abgesehen von dem Schädel sieht es hinter dem Tank nahezu makellos aus. Kein Rost und auch keine sonstigen Überreste.
Hinter dem Tank gab es eine gruselige Überraschung. Der Wagen stand sehr lange abgemeldet in einer Lagerhalle, offensichtlich hat eine Katze dort ihre Jagtbeute verspeist und mir diesen schaurigen Nagetierschädel zurückgelassen.
Leider ist der Tank im inneren nicht so gut wie von außen. Was auf den ersten Blick nur wie Ablagerungen aussieht, ist an den Seiten und oben ganz klar Rost.
Der Tank ist raus, aber wie sieht`s im inneren aus?
Und so sind die Teile zurückgekommen. Von mir gibt es 5 Sterne für dieses Ergebnis.
In diesem Zustand habe ich die Sitze ausgebaut und zum neu beziehen geschickt.
Ich bin echt positiv überrascht, nach 50 Jahren hätte ich deutlich mehr Rost erwartet. Beim studieren von Restaurationsberichten im Netz, habe ich wahre Horror-Stories darüber gesehen.
Außer etwas Oberflächen Rost in der hinteren Sitzwanne auf der Fahrerseite gibt es nur eine kleine Durchrostung, die auf einen Aufsetzter am Unterboden zurückzuführen ist.
Der Teppich ist umlaufend fest mit den Holmen verklebt und darunter liegt noch eine Dämmplatte aus Formschaum. Was hier wie Rost aussieht, ist überwiegend nur Kleber.
Bevor ich die Räder dranschraube, wechsle ich noch den Hauptbremszylinder und alle Leitungen zu den Rädern.
Das gleiche Szenario an der Hinterachse.
Bremssattel überholt, Radlager gewechselt und mit neuen Belägen und Schläuchen wieder montiert.
Nach der aufwändigen Reinigung und kosmetischen Aufbereitung sind nun endlich die Bremskolben inkl. aller Dichtungen montiert. In der nächste Runde kommen die Bremsscheiben und Sättel wieder drauf.
Die neuen Lager sind eingepresst und somit könnten die Radnaben normalerweise wieder montiert werden. Leider passten die mitgelieferten Dichtringe nicht in die Nabe.
Der Dichtring muss neu, er stammt von der Innenseite der Vorderachsnabe.
Der finale Lackaufrag ist dann glänzend und muss ein paar Tage durchhärten bevor ich mit der Montage der Kolben beginnen kann. Am unteren Bildrand sind die vorderen Achslager zu sehen, hier habe ich die alten Lager herausgeschlagen und die Teile entrostet
Nun die Zylinderbohrung sorgfältig abdecken und eine erste Schicht hitzebständigen Lack auftragen.
Nun geht es mit den Bremszangen weiter, sie wurden sandgestrahlt, die Zylinderbohrungen vorsichtig ausgeschliffen und gründlich gereinigt.
Einige Schläuche sind porös, da hilft nur reinigen natürlich nicht. Aber die Verteilerkappe, sieht wieder aus wie neu.
Ware Wunder auch im Motorrraum, den rostigen Luftfilterkasten habe ich natürlich vorher abgenommen, der muss leider neu lackiert werden.
Hier und da ein wenig Farbe, der Lenkungsdämpfer muss vielleicht auch neu.
Auch die Vorderachse und der V8 werden "ge-cleaned".
Das Schild war vorher nicht zu erkennen, Messing graviert, "Achtung Spezial Öl, Sperrdifferenzial", cooles Detail.
Der helle Belag im linken Bildausschnitt ist der originale Unterbodenschutz, den Mercedes vor 50 Jahren druntergesprüht hat, da kommt später nur noch Wachs drüber.
Schon nach wenigen Minuten sind die ersten Ergebnisse zu erkennen. Vergleicht mal den Querlenker auf Fahrerseite mit dem auf der Beifahrerseite.
Feuer frei, mit reichlich Druck und Luftvolumen explodieren die Trockeneispellets auf der Oberfläche und sprengen den Schmutz, Unterbodenschutz oder lose Farbe ab. Immer wieder beindruckend...
Trocken ist der Motor auf jeden Fall (ja, es ist noch Öl drin)
Kurze Bestandsaufnahme, damit man hinerher auch den Unterschied erkennt. Schließlich geht es diesmal um den gesamten Unterboden, Achsen und den Motor.
Jetzt gehts los, es ist alles für den großen Moment vorbereitet. Ich habe früher schon einmal einen Motorraum Trockeneis-strahlen lassen und bin seitdem begeistert von dieser Technik.
Es mag sein, dass das schwarze Dach zur original Auslieferung gehörte, aber leider ist es schlecht erhalten, die Chromeleisten sind verbogen/verkratzt und der Himmel stark mitgenommen. Dieses Dach in passender Farbe, gabs zusammen mit den Felgen.
Parallel sondiere ich nach notwendigen Ersatzteilen. Einen Satz klassische "Barock- Alufelgen" habe ich durch Zufall ganz in meiner Nähe gefunden.
Die Ersatzteile sind geliefert, der Arbeitsplatz ist eingerichtet, nun können die Bremssättel Schritt für Schritt greinigt, überholt und final lackiert werden.
Empfindliche Bereiche schützen und dann ab in die Sandstrahlkabine.
Doppelkolben Bremssättel rundum und der Zustand ist äußerlich gar nicht so schlecht.
Offensichtlich wurden die Scheiben und Beläge erst kurz vor der Stillegung gewechselt, macht aber keinen Unterschied, es fliegt alles raus.
Von der langen Standzeit sind die Bremsen fest. Da wahrscheinlich auch die Radlager Standmarken haben. heist es erst einmal Räder, Bremsen und Radlager runter.
Nun ersteinmal die Technik überprüfen und den 350'er V8 langsam zum Leben erwecken.
Das ist etwas, dass ich noch recherchieren muss, der Kilometerzähler ist bei 25.490 Km stehen geblieben. Mal sehen ob ich über Mercedes oder die damalige Servicewerksatt mehr über den tatsächlichen Km-Stand herausfinden kann.
Rein in die Halle und sofort auf die Bühne. Nach einer ersten Bestandaufnahme, sieht es noch immer gut aus.
Mal wieder einer der mit dem Hänger die Halle erreicht.
Die Frontscheibe wurde zur Rostbekämpfung herausgenommen, eine neue liegt dabei. Die Entscheidung ist gefallen, der Wagen ist gekauft.
Die Innenausstattung ist überraschend gut, nur das Naturprodukt Leder (Sitz- und Rückenfläche) hat die 26 Jahre Standzeit nicht gut überstanden.
Doch die Besichtigung vor Ort läßt erkennen, das es sich hier um einen wahren Schatz handeln könnte. Im Moment vielleicht noch schwer zu erkennen, aber ich sehe (mit viel gutem Willen) einen klasse Youngtimer, ja fast schon einen Oldtimer.
Seit 1995 nicht mehr gelaufen, so sieht er auch aus.
Die Sitzpolster wirken als hätte es im Wagen gebrannt.
Mit diesen Fotos stand der SL in den bezühmten Kleinanzeigen zum Verkauf. Es braucht schon eine gehörige Portion Zuversicht, um angesichts dieser Bilder einen Schatz zu vermuten.